von Bernhard Viel
Hätte Waldemar Bonsels Die Biene Maja nicht geschrieben, wäre er heute vergessen. Vor mehr als hundert Jahren erschienen, bedeutete dieser Roman für den Autor den internationalen Durchbruch. Zweifellos ist diese spannend erzählte Abenteuergeschichte ein Schlüsseltext in Bonsels Werk, das zentrale Motive seiner Weltanschauung bündelt. Ausgerichtet an naturmythologischen, heroischen und monarchistischen Idealen, liefert die Biene Maja ein anschauliches Bild des Denkens konservativer Zivilisationskritik, in deren Rahmen Bonsels angesiedelt ist.
Wie seine Biene Maja, empfand der 1880 im Holsteinischen Ahrensburg geborene Bonsels sich selbst als Abenteurer. Bonsels hatte vor seinem Abitur Schule und pietistisch geprägtes Elternhaus verlassen, um in Schwabing, inmitten der aufstrebenden, von Frank Wedekind, dem George-Kreis und den Brüdern Mann geprägten Literaturszene, seinen eigenen Verlag zu gründen. Bonsels sah sich in seinem Habitus als Dichter in der Tradition der Klassik und Romantik – wie es typisch für eine im konservativem Geist innovative Literatur seiner Epoche ist. So ist die eigentliche Aufgabe der von Bernhard Viel verfassten Biographie, an der Figur Waldemar Bonsels zu zeigen, dass die klassische Moderne bis heute faszinierende Gedanken vermittelt, sie aber einer Periode angehört, die Geschichte geworden ist.
Die Biografie mit dem Titel „Der Honigsammler. Waldemar Bonsels, Vater der Biene Maja“ ist im Verlag Matthes & Seitz Berlin erschienen.
444 Seiten, gebunden
24,90 Euro
Verlagsankündigung:
In einem wohlbekannten Land, vor gar nicht allzu langer Zeit … Noch immer schwirrt seine Biene Maja durch jedes Kinderzimmer, in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts war er einer der meistgelesenen Schriftsteller überhaupt, seine Bücher fanden sich im Tor- nister eines jeden Soldaten: Waldemar Bonsels, der Schöpfer der vorwitzigen Biene, ist heute der wohl unbekannteste deutsche Bestsellerautor. Diese erste Biografie folgt Bonsels auf seiner Suche nach dem süßen Leben in den letzten Jahren des Kaiserreichs ins Zentrum der Münchner Boheme. Sie erzählt, wie er, inspiriert von Heinrich Mann, an der Seite von Frank Wedekind und Lion Feuchtwanger gegen die bürgerlichen Konventionen aufbegehrte und seine abenteuerlustige Maja erschuf. Und sie zeigt, wie sich der Erfolgsschriftsteller schließlich dem Regime der Nazis andiente und nach dem Krieg mit einem Publikationsverbot belegt wurde. So rückt auch seine „Biene Maja“ in ein neues, düsteres Licht: Entpuppt sich das Buch am Ende als Lehrstück der Naziparole „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“? Bernhard Viel liefert nicht nur eine Antwort auf diese Frage, ihm gelingt dabei auch ein großartig ausgepinseltes Epochenpanorama mit dem zeittypischen Portrait eines radikalen Opportunisten sowie die Klärung des anhaltenden Erfolgs der „Biene Maja“.
Zum Autor:
Bernhard Viel, 1958 in München geboren, ist promovierter Literaturwissenschaftler und lebt als freier Autor in Berlin und München. 2001 erhielt er den Förderpreis des „Berliner Preises für Literaturkritik“. Er verfasste u. a. Biografien der Schriftsteller Johann Peter Hebel und des Historikers Egon Friedell.
VERANSTALTUNGSTERMIN
Dezember 2015
VERANSTALTUNGSORT
Buchpräsentation am 13. Oktober 2015, 19.00 Uhr:
Salon Gandl, München
Buchpräsentation am 20. Oktober 2015, 20.00 Uhr:
Kant Kino, Berlin
ORT
Berlin