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von Dez 2, 2020Netzwerk

Blogaktion „Frauen und Erinnerungskultur“ #femaleheritage

Die von der Monacensia im Hildebrandhaus initiierte Blogaktion „Frauen und Erinnerungskultur #femaleheritage“ möchte Frauen im kulturellen Gedächtnis präsenter machen und das öffentliche Bewusstseinn für ihr Werk und ihr Wirken – als Künstlerinnen, Literatinnen, Wissenschaftlerinnen, Frauenrechtlerinnen oder Aktivistinnen – stärken. Einzelpersonen und Insitutionen können sich mit einem Beitrag an der vom 11. November bis 9. Dezember 2020 laufenden Blogparade beteiligen. 

Mit drei Beiträgen, die auf das Online-verfügbare Material aus dem digitalisierten Nachlass von Waldemar Bonsels zurückgehen, zeigt die Waldemar-Bonsels-Stiftung verschiedene Perspektiven auf weibliche Biografien auf, die eine Verbindung zu dem bekannten Autor der „Biene Maja“ haben: 

  • die eigenständige Künstlerinnen-Karriere der Tänzerin Edith von Schrenck (Teil 1), die zugleich Mutter des jüngsten Sohns von Waldemar Bonsels war 
  • die Bedeutung der finanziellen Unterstützung der Lyrikerin und Künstlerin Paula Rösler für Bonsels Schreiben und das Wirken der Tänzerin Rose-Marie Bachofen als Verwalterin des literarischen Erbes von Waldemar Bonsels (Teil 2
  • das Phänomen der Unsichtbarkeit der Übersetzerin Adele Szold-Seltzer, die Bonsels´Buch „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“ ins Englische übertragen hat (Teil 3

Vernetzungsaktion #ErikaMann

Die von der Münchner Stadtbibliothek vom 16. bis 27. März 2020 ausgerufene digitale Vernetzungsaktion #ErikaMann: Anstand, Freiheit, Toleranz lädt deutschland- und weltweit Kulturinstitutionen dazu ein, sich Online über die Aktualität von Erika Manns Botschaften aus ihren politisch engagierten Texten und Reden sowie über ihr Vermächtnis für die freiheitliche demokratische Ordnung von heute auzutauschen. Die Aktion flankiert die Ausstellung Erika Mann. Kabarettistin – Kriegsreporterin – Politische Rednerin, die noch bis zum 15. Juli 2020 in der Münchner Monacensia gezeigt wird. In zwei Beiträgen zeigt die Waldemar-Bonsels-Stiftung die Verbindunsglinien zu den Lebens- und Wirkungskontexten von #ErikaMann auf:

  • eine biographische Verbindung über die Künstlerin und Dichterin Paula Ludwig (Teil 1), die eine gemeinsame Bekannte von Waldemar Bonsels und #ErikaMann war
  • eine inhaltliche Verbindung zu dem demokratischen Vermächtnis von #ErikaMann in den Förderprojekten (Teil 2) der Stiftung 

Die literarischen Nachlässe sowohl von #ErikaMann (1905-1969) als auch von Waldemar Bonsels (1880-1952) werden in der Münchner Monacensia aufbewahrt und – mittlerweile in digitalisierten Form – auf der Online-Plattform monacensia-digital zugänglich gemacht. Diese „Nachbarschaft“ auf den Regalen des Literaturarchivs wie auch im digitalen Raum scheint die einzige Gemeinsamkeit zu sein, die man zwischen Erika Mann und Waldemar Bonsels identifizieren kann. Sonst ist die politische Gesinnung wie auch die literarische Tätigkeit der beiden völlig unterschiedlich ausgerichtet: Hier ist die emanzipierte Kabarett-Künstlerin, Reporterin und Rednerin, die bereits 1933 aus dem Nazi-Deutschland fliehen muss und die sich im US-amerikanischen Exil der politischen Aufklärungsarbeit verschreibt.

Dort ist der seit dem Welterfolg seines Titels „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“ (1912) etablierte Autor, dessen auflagenstarke und vielgelesene Bücher eher zur Trost- und Erbauungsliteratur zählen. Bonsels schreibt nicht gegen etwas an, sondern stets für ein breites Publikum. Neben dieser sich am zeitgeistgeprägten Lesegeschmack orientierenden Haltung ist ihm auch politischer Opportunismus eigen. Während #Erika Mann in ihrem vielfältigen literarischen und journalistischen Werk aufzuklären und aufzurütteln versucht, indem sie genuin politische Themen der Zeit aufgreift und leidenschaftlich für eine offene und menschenrechtsorientierte Gesellschaft plädiert, trägt seine deutschnationale und kulturchauvinistische Gesinnung Bonsels auch durch die NS-Zeit der 1930er und 1940er Jahre. Mal geht er taktisch auf Distanz, mal biedert er sich dem Regime an. Einige seiner frühen Werke kommen zwar temporär auf die Schmutz- und Schund-Verbotslisten des Amtes Rosenberg. Doch wird er Mitglied der Reichschrifttumskammer und publiziert ab 1935 weiterhin. Bereits 1933 äußert er sich in mehreren Zeitungsbeiträgen nicht nur gegenüber dem neuen politischen Regime affirmativ; er schildert hier die angebliche Dominanz der Juden im kulturellen und intellektuellen Leben der Weimarer Republik. 1942 und 1943 versieht er seine Werke „Der Hüter der Schwelle“ und „Dositos“ mit antisemitischen Vorworten. Diesen strategischen Opportunismus beleuchtet kritisch der 2012 von Sven Hanuschek herausgegebene Sammelband „Waldemar Bonsels. Karrierestrategien eines Schriftstellers“

Das Kriegsende 1945 markiert einmal mehr eine opportunistische Wendung in Bonsels´ Leben und seiner öffentlichen Positionierung. Primär um die eigene schriftstellerische Existenz und seinen Status als wohlhabender Künstler bedacht, mischt er, wie es sein Biograph Bernhard Viel formuliert, die „marktgängigen weltanschaulichen Fertigbauteile“ neu und deutet z.B. seine 1934/35 unternommene USA-Lesereise zu einem Exilaufenthalt um. Das nur einige Monate dauernde Publikationsverbot durch die Alliierten in 1947 behindert die weiteren literarischen Aktivitäten von Bonsels nicht nachhaltig. Obwohl 1949 an Lymphdrüsenkrebs erkrankt, dem er schließlich am 21. Juli 1952 erliegt, absolviert er in der Nachkriegszeit Lesereisen mit seinen beliebten „Klassikern“ und organisiert deren Neuauflagen. 

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