Das Dorf im Nationalsozialismus

von Dez 7, 2020Wissen

Pöcking 1930-1950

Wissenschaftliche Untersuchungen, wie der Nationalsozialismus in ländlichen Räumen wirksam wurde, gibt es nur wenige. So beauftragte die Gemeinde Pöcking 2014 Prof. Dr. Marita Krauss und Erich Kasberger, das heutige Dorf Pöcking, also die damals selbständigen Gemeinden Pöcking, Aschering und Maising, in der NS-Zeit zu untersuchen. Krauss und Kasberger legten eine Dokumentation verfügbarer Archivbestände vor. Auf der Basis dieses Materials und etlicher Interviews ist die Publikation „Ein Dorf im Nationalsozialismus. Pöcking 1930 – 1950“ (erschieben im Dezember 2019 im Volk Verlag) entstanden. Ein Ziel ist es, durch den Blick auf den Alltag in den drei Gemeinden mehr zu erfahren über den Umgang der Dorfbewohner mit Verlockungen und Zumutungen eines hochideologischen Regimes, um daraus auch für heute Schlussfolgerungen ziehen zu können. 

Das Projekt fragt nach Kontinuitäten und sozialem Wandel unter nationalsozialistischer Herrschaft, nach Anpassung oder weiterbestehenden Machtstrukturen der bäuerlichen Eliten, nach dem Umgang mit jüdischen Gemeindebürgern oder nach dem Ringen von Kirche und Staat um die Präsenz im öffentlichen Raum. Eine besondere Quellensituation ermöglicht es auch, die Beteiligung der Dorfbevölkerung an NS-Organisationen statistisch zu erfassen und mit evangelischen Dörfern in Franken sowie mit Städten in Schwaben zu vergleichen. Dies ist ein bundesweit bisher einmaliger Zugang zur Eindringtiefe des Nationalsozialismus in Stadt und Land, in evangelische und katholische Milieus. Die Einbeziehung der ersten Nachkriegsjahre zeigt dann erneuten Wandel und demokratischen Neubeginn.

Die Autoren haben sich bereits vielfach mit der NS-Zeit beschäftigt: Marita Krauss ist Professorin für Europäische Regionalgeschichte sowie bayerische Landesgeschichte in Augsburg und arbeitete an der Konzeption des NS-Dokumentationszentrums in München mit. Sie legte zahlreiche Publikationen zur NS-, Exil- und Nachkriegsgeschichte vor. Zusammen mit Erich Kasberger gab sie 2010 die Tagebücher des jüdischen Ehepaares Else und Siegfried Rosenfeld heraus. Erich Kasberger arbeitete u.a. über Münchner Stadtteilgeschichte mit Schwerpunkten in der NS-Zeit. Derzeit entsteht ein Buch über die Geheime Staatspolizei in München.

VERANSTALTUNGSTERMIN

Veröffentlicht im Dezember 2019

ORT

Pöcking

VERANSTALTER

Gemeinde Pöcking Volk Verlag

FÖRDERER

Waldemar-Bonsels-Stiftung

Mehr Lesen

Tagung: Idyllen und Sehnsuchtsorte

Tagung: Idyllen und Sehnsuchtsorte

TAGUNG erfolgreich abgeschlossen - Publikation erscheint 2023 Idyllen und Sehnsuchtsorte in der Kinder- und Jugendliteratur und in Kinder- und Jugendmedien.Fachwissenschaftliche Analysen und fachdidaktische ModellierungenAm 2. und 3. Dezember 2022 fand die Tagung der...

mehr lesen